Wieso Waldkindergarten ?

Als wir vor 5 Jahren nach Lüneburg zogen, habe ich das erste Mal von einem Waldkindergarten gehört.

Waldkindergarten…., hört sich gut an, dachte ich. Den ganzen Vormittag im Freien, in der Natur spielen mit dem was die Natur zu bieten hat, das klang einfach gut. Schnell war für meinen Mann und mich klar: da schicken wir unseren Sohn hin. Mittlerweile ist unser Jüngster auch schon im Wald und der Älteste seit diesem Jahr in der Schule. Wir haben jetzt nach 2 Jahren Waldkindergarten die Erfahrung gemacht, dass Waldkindergarten nicht nur bedeutet, dass die Kinder im Freien spielen. Sondern die Kinder lernen durch eine Gruppengröße von 15 Kindern im Alter von 3-6 Jahren und 2 Erzieherinnen einfach sehr gut aufeinander zu hören, man kann extrem gut auf das soziale Miteinander achten und die Kinder spielen sehr oft zusammen. Und das beeindruckt mich immer wieder, dass die Kinder ein Thema finden, an dem alle mitmachen. Und so wird ganz schnell aus einem Baum ein Ufo, ein Piratenschiff, ein Feuerwehrauto oder es entstehen ganze Burganlagen, in denen es Burgfräuleins, Ritter, Räuber und Drachen gibt. Für die Fantasie gibt es im Wald wirklich keine Grenzen.

Natürlich werde ich immer wieder darauf angesprochen, dass die Kinder im Wald ja gar nicht lernen mit Stiften, Klebe und Schere umzugehen, geschweige denn, dass sie still sitzen können. Selbstverständlich können sie das. Die Kinder basteln, malen, kneten und darüber hinaus lernen sie mit Hammer und Nagel umzugehen, denn aus zwei Stöcken kann man ganz leicht ein Schwert, einen Dolch oder auch eine Libelle, Schmetterling oder oder zaubern. Und wenn man ein wenig älter ist, lernt man im Wald sogar mit dem Schnitzmesser umzugehen. Und das Vorlesen aus einem Buch gehört genauso zur Tagesordnung wie in einem Hauskindergarten. Und dann haben wir da ja noch das Thema der Woche oder des Halbjahres, das bearbeitet wird, z.B. Vogelkunde. Was seht ihr für Vögel? Und wenn man einen entdeckt hat, wird im Buch nachgeschaut, welcher Vogel das ist. Es wurden Vögel aus Zeitungen ausgeschnitten und auf eine große Pappe geklebt und beschriftet, und schon hatten die Waldriesen ihr eigenes Vogelplakat.

Eine unserer Erzieherinnen hat eine extra Ausbildung in Psychomotorik, die sie regelmäßig spielerisch mit Seilkonstruktionen in den Tag einbaut. Und so wird aus zwei, drei Seilen eine Hängebrücke, unter der gefährliche Krokodile leben, ein Spinnennetz und und und. Außerdem kann man mit Seilen wunderbar eine Schaukel oder aber auch eine Seilbahn konstruieren. Man braucht nur ein paar Bäume dazu und die gibt es im Wald genug. Die Kinder lieben es.

Meinen Jungs tut der Wald gut. Sie sind so gut wie nie krank, wenn sie mal einen Schnupfen haben ist das schon viel und der ist meist nach 3-4 Tagen wieder auskuriert. Unser Kinderarzt reagierte bei der U8 auf folgende Frage so: In welchem Kindergarten bist du denn?  Bei den Waldriesen im Wald! Der Arzt wandte sich an seinen Sohn, der an diesem Tag dort hospitierte: „Das sind die, die nie krank sind.“ Und da fiel mir auf, dass wir tatsächlich erst das erste Mal in diesem Jahr (es war Juli) dort waren und dann auch nur zur U8-Untersuchung.

Wieso Waldkindergarten? Weil der Wald den Kindern vieles zu bieten hat. Sie lernen Grenzen einzuhalten und aufeinander zu achten, der Große hilft dem Kleinen. Sie lernen die Natur und die Tiere kennen, sie wissen, dass man Müll nicht einfach in die Natur wirft. Sie haben ein gutes Immunsystem und sind motorisch einfach fit.